Bremsflüssigkeitstester

Nachdem der erste ausgiebigere Test mit einem Bremsflüssigkeitstester etwas schwammige Ergebnisse geliefert hat, wollte ich mich noch nicht geschlagen geben - Mann gibt einen Brief auf, aber ein Audi-TTler (vulgo Audi_aner) gibt nicht auf.

Also nochmals einen neuen bestellt und zwar jenen, der wie ein Stift aussieht und mit 5 LEDs den Zustand der Bremsflüssigkeit signalisiert - und das Ganze natürlich wieder einmal aus Fernost bei meinem Freund Ali um wohlfeile 2,- EUR inklusive Versand (diesmal nicht express). 



Wem das aber viel zu langsam geht, kann ja bei Uncle Sam seinem Shop einen identen, wie den von Ziyan (wer sich solche Namen ausdenkt?), bestellen - die prompte Lieferung kostet dann natürlich etwas mehr, aber 6,60EUR sind auch nicht die Welt.

Natürlich musste ich mich, weil ich ein Sparfuchs bin, in Geduld üben, denn so ein wertvoller Artikel will sorgsam transportiert (im Briefkuvert ohne Schachtel) werden und "Gut Ding braucht eben Weile".

So, nun hielt ich meinen neuen Tester in den Händen und es ging - nachdem ich eine AAA-Batterie, die nicht im Lieferumfang dabei gewesen ist, einlegte - in die Küche und ich testete dann mit Leitungswasser. Der Tester lieferte dabei keine konstanten Ergebnisse und ich bin schon nahe dabei gewesen ihn in den Müll zu werfen.



Aber jeder verdient eine zweite Chance, so auch der Tester. Ich prüfte nun die Bremsflüssigkeit meines Audi TT8N3, die erst sieben Monate und 4.000km alt war - und was zeigte er, im Gegensatz zum ersten Tester an? Ja, dass die Bremsflüssigkeit O.K. ist, also weniger als 1% Wasser.

Na ja, er könnte mich auch betrügen, also auf zum Seat Leon ST und dort geprüft. Nun warnte er mich mit roter LED, dass mehr als 4% Wasser enthalten sind. Konnte das sein? Also nochmals zum TT8N3 und siehe da, grüne LED. Wieder zum Seat Leon ST und wieder rote LED.

Genau genommen ist der Tester ja kein Messgerät, denn dann müsste er einen Wert anzeigen, sondern eher eine Lehre, die die Aussage "Gut oder Ausschuss" tätig, denn es fehlt ja allen dieser Hobby-Tester den genauen Siedepunkt zu ermitteln. Eine eingehende Überprüfung durch eine Werkstätte oder einem Automobilclub sollte bei Verdacht dann selbstverständlich erfolgen.

Nachdem ein Reifenwechsel beim Leon ST in einer Werkstätte anstand, bat ich daher um Überprüfung der Bremsflüssigkeit. Was war das Ergebnis? Man glaubt es kaum, der Billigheimer-Tester hatte Recht. Die Bremsflüssigkeit beim Seat Leon ST ist am Ende (Verunreinigung und Siedetemperatur 181°C) und musste getauscht werden.

Nachdem sich ja der Test in seine Einzelteile aufgelöst hat, weil irgendeine Flüssigkeit den Kunststoff angegriffen hat, ist in mir wieder der Forscherdrang erwacht und ich wollte nun wissen, bei welchen Widerstandswerten die entsprechenden LEDs leuchten.
Ich habe hierzu eine Multimeter und einen 470 kOhm Potentiometer benutzt und mit diesem die Flüssigkeit simuliert. Beim Aufleuchten der entsprechenden LED habe ich die Messleitungen umgesteckt und dann den eingestellten Wert am Potentiometer gemessen - geht ja nicht anders, da sonst der Innenwiderstand des Multimeters parallel geschalten wird und die Werte dann nicht stimmen.

Interessant ist, dass bei meinem älteren Aliexpress-Modell und dem neuen Amazon-Produkt sich die Widerstandswerte deutlich unterscheiden. Ich hätte eher vermutet, dass diese näher beieinanderliegen würden - womit wir wieder den Beweis haben: Theorie und Praxis sind zwei unterschiedliche Dinge.

Aliexpress Modell
rote  LED Stufe 4 (>4%):    0  -  67 kOhm
rote  LED Stufe 3 ( 3%):   67  -  88 kOhm
gelbe LED Stufe 2 ( 2%):   88  - 134 kOhm
gelbe LED Stufe 1 (<1%):  134  - 171 kOhm
grüne LED         ( 0%): >171        kOhm

Amazon Modell
rote  LED Stufe 4 (>4%):    0  -  57 kOhm
rote  LED Stufe 3 (<3%):   57  -  65 kOhm
gelbe LED Stufe 2 (<2%):   65  -  85 kOhm
gelbe LED Stufe 1 (<1%):   85  - 127 kOhm
grüne LED         ( 0%): >127        kOhm

Ich muss aber auch gestehen, dass ich dem Amazon-Modell nicht über den Weg traue, da er bei einem Test mit 5% frisch beigemengten Wasser unter 1% anzeigte und mein alter OldForge TE150 rund 3,2% anzeigte.


Sogar der TÜ Taunus hat in einem YouTube-Video sich dem Thema zugewendet. Deren Conclusio ist, dass diese Art von Tester für einen groben Schnelltest geeignet sind - ganz meine Meinung, nur ist das Kunststoffgehäuse nach drei Jahren gebrochen und der untere Teil bei den Messstiften ist regelrecht zerbröselt.


Zusammenfassend kann ich diesen Tester, aufgrund des Preises und auch in Hinblick auf die Messung in der Werkstatt, nur empfehlen.

Daher meine Bewertung - "top".

 

Wichtiger Hinweis: Der Bericht ist keine Reparaturanleitung und alle Arbeiten am Fahrzeug erfolgen auf eigene Gefahr. Die Gefahr von Schäden ist nicht ausgeschlossen.

 

Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.